Perfekte Silikonfugen selber ziehen – wie wird es gemacht?
Perfekte Silikonfugen selber ziehen – wie wird es gemacht?
Wer Materialien verarbeitet, die sich unterschiedlich ausdehnen, sollte unbedingt Dehnungsfugen zwischen diesen Materialien anlegen. So werden Risse vermieden. Dauerhaft elastische Fugen aus Silikon sorgen für Dichtheit an Übergängen von Badewanne, Waschbecken, Dusche, Wand und Boden.
Dieser Ratgeber beschreibt in einer ausführlichen Anleitung, wie gute Silikonfugen richtig gezogen werden oder alten Fugen erneuert werden können. Das Fugenziehen ist eine Aufgabe, die auch unerfahrene Handwerker selbst meistern können. Wichtig ist nur das geeignete Werkzeug und etwas Geschick. Die notwendigen Materialien sind preiswert erhältlich und können schnell besorgt werden. Einige Dinge sind in vielen Haushalten ohnehin vorhanden.
In diesem Beitrag werden auch die unterschiedlichen Silikonsorten samt ihren Eigenschaften vorgestellt, damit der Überblick bei Einkauf von Material nicht verloren geht.
Welche Materialien und Werkzeuge sind notwendig?
- Silikon
- Kartuschenpresse, zum Beispiel aus Aluminium
- Schüssel mit Wasser
- Spülmittel
- Sprühflasche
- mehrere kleine Fugenglätter aus Kunststoff
- Küchenpapier oder Zeitungspapier
- Abklebeband oder Malerkrepp
Diese Werkzeuge werden zur Entfernung alter Fliesenfugen aus Silikon benötigt:
- Teppichmesser
- Silikonschneider oder Obstmesser
- Silikonentferner aus dem Baumarkt
Mit diesen Utensilien kann auch überschüssiges Silikon entfernt werden oder falls etwas vom Silikon an eine unerwünschte Stelle gelangt. Tipp: Einige professionelle Handwerker können die Fugen aus Silikon nur mit ihrem Finger richtig glätten. Doch diese Fugen erhalten so häufig Einbuchtungen, in denen sich Wasser sammelt. Mit geeignetem Fugenwerkzeug erhält man gewölbte oder geneigte Fugen, sodass das Wasser ablaufen kann.
Anleitung zum Ziehen von Fliesenfugen
1. Reinigung der Fugen
Wenn an einer Stelle das erste Mal eine Fuge gezogen werden soll, so muss die Stelle trocken und sauber sein. Es genügt, wenn die Stelle mit einem Lappen, einer Bürste und mit einem Staubsauger von losen Teilchen und Staub befreit wird.
Wenn eine Fuge alt ist und erneuert werden soll, muss das alte Fugensilikon erst entfernt werden. Die gröbste Arbeit wird mit dem Teppichmesser und manuell erledigt. Vielleicht kann das Silikon nach ein wenig Ablösearbeit am Stück herausgezogen werden. Reste können mit einem Silikonentferner gelöst werden. Dieses ist jedoch giftig und sollte nur nach Angaben des Herstellers benutzt werden. Schutzhandschuhe und eine ausreichende Lüftung des Raumes sind wichtig.
Sobald die Rückstände des Silikons entfernt wurden, werden die Fugenräume ordentlich mit einer Bürste, am besten einer alten Zahnbürste, Wasser und Spülmittel gesäubert. Zum Abtöten und zur Vorbeugung von Schimmelpilzsporen und Keime können die Flächen mit reinem Alkohol behandelt werden. Alles muss ordentlich trocken sein, bevor es weitergeht.
2. Abkleben der Fugenränder
Das Abkleben der Fugenränder ist besonders hilfreich, wenn man gar keine Erfahrung beim Fugenziehen hat. Auch Profis kleben häufig ab, bevor sie Fugen ziehen. Das Abklebeband definiert die Ränder der Fugen, sorgt für einen gleichmäßigen Verlauf und verhindert, dass zum Beispiel auf den Kacheln oder dem Badewannenrand Schmierstreifen entstehen, die im Nachgang entfernt werden müssen. Besser ist es, einen breiteren Bereich abzukleben als einen zu schmalen, denn die Fuge müssen an den Rändern von Kacheln nicht zwingend bündig liegen.
3. Vorbereitung der Silikonkartusche sowie der Kartuschenpresse
Jetzt wird die Spitze der Kartusche abgeschnitten, und zwar so, dass diese geöffnet ist. Das Gewinde aus Kunststoff muss dabei intakt bleiben. Die beiliegende Spitze wird aufgeschraubt. Da die Öffnung der angeschraubten Spitze für eine normale Fliesenfuge zu klein ist, sollte sie angepasst werden. Das geht am besten mit einem schrägen Schnitt im Winkel von 45°.
Tipp: Der Schnitt kann ruhig erst einmal höher angesetzt werden als zu tief. Wenn während der Arbeit zu wenig Silikon austritt, kann noch mehr von der Spitze entfernt werden.
4. Das Einlegen der Kartusche in die Kartuschenpresse
Zuerst wird die Spitze in das Vorderteil der Kartuschenpresse gelegt und danach der Rest der Kartusche. Durch das Pumpen am Griff wird Druck auf das Hinterteil der Kartuschenpresse geleitet und die Spitze füllt sich vollständig mit Silikon. Durch das Lösen der Kartuschenpresse endet der Druck und das Silikon fließt nicht weiter. Die Kartuschenpresse kann nun eingesetzt werden.
5. Das Ziehen einer Silikonfuge
Die einsatzbereite Kartuschenpresse wird etwa im Winkel von 45° angesetzt. Mit etwas Druck und einer gleichförmigen Bewegung erfolgt das Ziehen der Silikonfuge. Mit dem Lösemechanismus sowie dem Abzug der Kartuschenpresse hat man eine gute Kontrolle, welche Menge des Silikons mit welcher Schnelligkeit austritt. Falls zu viel herauskommt, ist das nicht tragisch. In diesem Fall sollte man den Druck vermindern und weiterarbeiten. Die ganze Fuge muss gut gefüllt werden. Überstehendes Silikon kann später entfernt werden.
6. Fugen mit Lösung aus Wasser und Spülmittel besprühen
Wasser und etwas Spülmittel kommt in eine Sprühflasche. Damit werden die Silikonfugen besprüht.
7. Abziehen und Glättung der Silikonfuge
Die Silikonfugen werden mit den Fugenwerkzeugen gleichmäßig abgezogen. Ein Überschuss an Silikon kann mit Küchenpapier oder Zeitungspapier von den Werkzeugen abgestrichen werden. Das Wischen an der Silikonfuge direkt ist nicht ratsam. Lieber einen Finger in eine Mischung aus Wasser und Spülmittel tauchen und leicht die Fuge bestreichen. Ein Drücken, Kratzen oder Kneten sollte aber nicht erfolgen, denn dadurch würden das Spülmittel und das Wasser in das Silikon eindringen und die Dichtung wäre hinüber.
8. Abschluss der Silikonfuge
Wenn die Silikonfuge gezogen wurde, sollte die Trockenzeit des Herstellers eingehalten werden. Solange sollte die Fuge auf keinen Fall berührt werden, auch nicht am Abklebeband. Das Silikon darf es nachbearbeitet werden, wenn es vollständig trocken ist.
Nach dem Aushärten des Silikons wird das Abklebeband entfernt. Die Ränder werden, wenn notwendig, mit dem Teppichmesser versäubert. Tipp: Zum Versäubern der Ränder sollte nie ein Silikonentferner benutzt werden, denn er löst den Stoff. Unregelmäßige Stelle werden weggeschnitten.
Welches Silikon kann für welche Fugen benutzt werden?
Silikon wird in Nasszellen oder Räumen mit höherer Feuchtigkeitsentwicklung, wie Küche und Badezimmer bei der Abdichtung und zur Abdeckung von Fugen eingesetzt. Sie werden beim Holz- und Metallbau als Klebstoffe, bei der Montage von Arbeitsplatten, Türschwellen, Fenstern und anderen Objekten benutzt. Baumärkte führen oft mehrere Silikonsorten für unterschiedliche Einsatzgebiete.
Essigvernetzende Silikone
Dieses Silikon ist gleich am Geruch nach Essig erkennbar. Es ist meist das preiswerteste Silikon. Zur Sicherheit empfiehlt es sich, die Hinweise auf den preiswerten Kartuschen zu lesen oder das Marktpersonal zu befragen.
Zu dem Essiggeruch kommt es, weil das Silikon beim Trocknen Essigsäure bildet. Sie ist gesundheitlich unbedenklich, aber die betroffenen Silikone sind eher für Schimmel anfällig, da sie organische Bestandteile enthalten. Daher müssen die Fugen sehr sauber und frei von Feuchtigkeit sein.
Essigsäure ist zudem aggressiv gegenüber Metallen, Kalk, Naturstein und Marmor. Bei solchen Materialien ist es besser auf das essigvernetzende Silikon zu verzichten.
Neutralvernetzende Silikone
Das neutralvernetzende Silikon trocknet, ohne dass es Stoffe freisetzt, welche Materialien angreifen oder riechen. Diese Silikone sind hochwertiger und meist auch preisintensiver. Sie sind weniger anfällig für Schimmelpilze und verfärben sich langsamer schwarz wie solche Fugen aus billigem Silikon.
Spezialsilikon
Es gibt einige Spezialsilikone, die für bestimmte Zwecke gedacht sind. Der Anwender kann sich mit einem Spezialsilikon absichern, ohne langes Grübeln. Der Preis für diese Spezialsilikone ist häufig teurer und Beimischungen sind nicht wirklich notwendig.
Sanitärsilikon
Diese Mittel gibt es in essigvernetzend und neutralvernetzend. Hier sind Fungizide beigemischt, die die Bildung von Schimmel verhindern sollen. Der Effekt ist aber nicht von Dauer und die Fungizide können in die Luft gelangen. Diese Fungizide sind nicht nötig, denn eine gründliche Hygiene sowie Trocknen, Heizen und Lüften ist die beste Vorsorge gegen Schimmel.
Küchensilikon
Küchensilikon ist sehr robust gegenüber Abrieb und Hitze. So ist es in der Küche langlebig.
Spezialsilikon für Naturstein und Marmor
Dieses Silikon enthält kein Essig. Es ist in diversen Farben erhältlich, genau wie andere Silikonsorten.
Spezialsilikon für Stoffe aus Acryl
Dieses Silikon eignet sich für Flächen aus Kunststoff oder Acryl, wie Acrylbadewannen, Kunststofffensterrahmen oder Kunststoffduschwände.
Silikon für hohe Temperaturen
Diese Silikone können bei hohen Temperaturen bis etwa 350 °C oder höher benutzt werden. Meist werden sie in Gewerbe und Industrie eingesetzt.
Bausilikon
Bausilikon ist neutralvernetzend und verträgt sich mit allen Baustoffen. Es ist robust gegen Witterungseinflüsse und UV-Strahlung, weil es zum Beispiel an Außenfassaden.